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ECOnGOOD-Label belohnt ökologisches, soziales und ethisches Wirtschaften                                           20.02.24 -                                                                      von    Evelyn Rottengatter,   Pressenza Muenchen

Dient es dem Menschen? Dient es der Umwelt? Dient es dem Frieden? – Das sind die zentralen Fragen, die der Gemeinwohl-Ökonomie zugrunde liegen. Die vom Österreicher Christian Felber 2010 als Antwort auf die Finanzkrise von 2008 gegründete Bewegung ist inzwischen mit 11.000 Unterstützern, rund 5.000 Mitglieder und über 1.000 bilanzierten Unternehmen und anderen Organisationen in 12 Ländern von Argentinien bis Schweden präsent, Tendenz steigend. Nun hat sie ein internationales Siegel lanciert, das erstmals Nachhaltigkeit – inklusive sozialen und ethischen Faktoren – in ihrer Gesamtheit vergleichbar macht.

Das neue ECOnGOOD-Label soll dabei helfen, beim Einkauf eine informierte Wahl treffen zu können. Wer möchte, dass sein Geld nicht nur Produktion und Gewinn eines Unternehmens deckt, sondern auch dazu beiträgt, dass ökologische, soziale und ethische Maßstäbe eingehalten werden, kann in Zukunft zu Produkten greifen, die das ECOnGOOD-Label tragen. Durch Scannes eines QR-Codes auf dem Label gelangt man direkt zur Gemeinwohl-Bilanz des Unternehmens, das das jeweilige Produkt herausgebracht hat.

Basis Gemeinwohl-Bilanz

Voraussetzung für die Erteilung des Labels ist die Durchführung einer unabhängig auditierten Gemeinwohl-Bilanz, eine freiwillig durchgeführte Corporate Social Responsibility (CSR)-Prüfung, die neben der finanziellen Bilanz Auskunft darüber gibt, welchen Impact Unternehmen und Organisationen für das Gemeinwohl leisten. Neben den gängigen CSR-Berichtsstandards fließen zusätzlich folgende Werte in die Gemeinwohl-Bilanz ein:

  • Menschenwürde
  • Solidarität und Gerechtigkeit
  • ökologische Nachhaltigkeit
  • Transparenz und Mitentscheidung

„Die Gemeinwohl-Bilanz im Zusammenspiel mit dem ECOnGOO Label ist eine Steilvorlage an den Gesetzgeber, endlich politische Rahmenbedingungen für einen allgemein gültigen Nachhaltigkeitsstandard zu schaffen.“, erklärt Antje von Dewitz, Geschäftsführerin Vaude und Sprecherin der Gemeinwohl-Ökonomie. „Hunderte Gemeinwohl-Bilanzen beweisen, dass es ein Bedürfnis in der breiten UnternehmerInnenschaft nach einem solchen Standard gibt, insbesondere bei Familienunternehmen, bei den regional verankerten und bei den ethisch motivierten Unternehmen“.

Verantwortung übernehmen

Bislang haben sich über 1.100 Unternehmen und Organisationen nach den Kriterien der Gemeinwohl-Ökonomie prüfen lassen. Dazu zählen unter anderem die Sparda-Bank München, der grüne Mobilfunk-Anbieter WeTell, die Firma Sonnentor (Tees & Gewürze) oder der Biogetränke-Produzent Voelkel, aber auch Gemeinden und Städte, Schulen und Hochschulen. Im Dezember hat mit dem FC St. Pauli sogar der erste professionelle Fußballklub der Welt eine Gemeinwohl-Bilanz veröffentlicht.

Sie alle eint das Bedürfnis, „den Sinn ihres Wirtschaften nicht mehr länger in der reinen Gewinnmaximierung sehen, sondern als Möglichkeit, die Grundbedürfnisse aller Menschen innerhalb der planetaren Grenzen zu erfüllen und einen positiven Beitrag zur Gesellschaft zu leisten“ – mit anderen Worten: Verantwortung zu übernehmen. Das ECOnGOOD-Label macht dieses Engagement nun erstmals sichtbar.

 

Die Zeit ist reif

Laut einer Umfrage wünscht sich die Mehrheit der Deutschen eine neue Wirtschaftsordnung, da die aktuelle weder für einen „sozialen Ausgleich in der Gesellschaft“ noch für den „Schutz der Umwelt“ oder einen „sorgfältigen Umgang mit den Ressourcen“ steht (Quelle: Die Zeit). Und genau hier setzt die Gemeinwohl-Ökonomie an und bietet Unternehmern  – und nun mit dem neuen Label auch Verbrauchern – die Möglichkeit, diesem Wunsch Rechnung zu tragen.

Im Moment ist das ECOnGOOD-Label noch auf den deutschen Markt beschränkt und bis eine wirklich große Vielfalt an Produkten, die es tragen, in den Regalen steht, wird sicher noch einige Zeit vergehen. Doch der Anfang ist gemacht und nun liegt es an uns – den Konsumenten -, das Label nachzufragen und somit weitere Unternehmen anzuspornen, sich der Bewegung anzuschliessen.

„Nichts ist so stark wie eine Idee, deren Zeit gekommen ist“, wusste schon Victor Hugo. In diesem Sinne wünschen wir dem ECOnGOOD-Label viel Erfolg.

 

 

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© Josef Bugiel und Günter Grzega